Der Name Buoch

Ortswappen von Buoch

Die Fachwelt geht davon aus, dass der Begriff „Buoche“ einst im Keltischen für eine kleine Waldweide gestanden habe.

Wikipedia schreibt unter Buocher Höhe im Abschnitt Geschichte: „Der Name Buoch ist ebenfalls interessant. Er blieb erhalten, weil sich die Einwohner gegen die Änderung ins Neudeutsche wehrten. Er stammt wahrscheinlich nicht vom Baum-Namen Buche, sondern könnte keltisch sein: buoch – ‚die kleine Waldweide‘, im Gegensatz zu -hardt – ‚die große Waldweide‘, wie in Murrhardt oder Mainhardt. Weitere Buoch-Orte sind Kaisersbach, ehemals Kaisersbuoch oder Weißbuch, ehemals Weißbuoch.“

Nun bin ich des Keltischen nicht mächtig und Übersetzungsversuche ins Schottisch – Gälische und zurück brachten kein zufriedenstellendes Ergebnis. Und bei näherer Betrachtung erscheint es mir fragwürdig in unserer Region überhaupt eine Keltische Sprachfamilie zu belegen. 

Dazu bemühe ich einmal mehr Wikipedia:

Festlandkeltische Sprachen können ebenfalls wie die inselkeltischen dem q-Keltischen bzw. dem p-Keltischen zugeordnet werden. Alle festlandkeltischen Sprachen sind ausgestorben.

Die meisten belegten Sprachen sind p-keltisch, nämlich:

Daneben als einzige q-keltische Sprache auf dem Festland:

Der Zufall wollte es, dass sich Darrol Bussler,  Professor  Emeritus für Bildung an der Minnesota State University in Mankato, USA, bei mir meldete, da er Buoch, bei der Erforschung der Herkunft seines Familiennamens „Bussler“, besucht hatte und hierzu noch Fragen zu Bedeutung des Ortsnamen hatte. Dabei schrieb ich ihm die offizielle Version, jedoch auch, dass ich an dieser Version der Waldweide so meine Zweifel habe, da ich mir nicht denken könne, dass sich hier ein keltischer Name erhalten habe. Und Mr. Bussler hatte mir dann einige Informationen, so wie dass er auch den Ort „Buch“ bei Schwäbisch Hall besuchte, dieses Buch eine Burgruine habe und einst auch Buoch hieß. Diese Informationen waren mir neu, jedoch überprüfbar und zutreffend. Ein Hoch auf das Internet. 

Heute indes ist „Buoch“ in seiner Schreibweise in Deutschland einmalig.

Lediglich in der allemannischen Schweiz gibt es noch ein „Buochs“. Buochs in der Schweiz trägt heute das Wappen abgeleitet vom Siegelring des Ritters Johannes von Buochs: Wappengeschichte von Buochs in der Schweiz

Eine Ähnlichkeit zum Buocher Wappen kann ich nicht erkennen. 

Es wurde jedoch schon vergeblich nach einer Burgruine bei Buoch gesucht, welche in einem historischen Dokument erwähnt würde. Dazu muss ich zunächst etwas ausholen.

Wie es auch Wikipedia zu berichten weiß, erzählt man sich zum Ortsnamen von Buoch eine Anekdote; im Zuge einer Rechtschreibreform sollte der Buchstabe o aus dem Ortsnamen weichen. Der damalige Schultes (Bürgermeister) von Buoch habe daraufhin den Württembergischen König angeschrieben und diesen gebeten, eine Ausnahme zu machen, dass er dies seinen Buochern nicht antun könne. Und der König habe tatsächlich zugestimmt das „o“ im Ortsnamen von Buoch zu belassen. Leider sind bis Heute keine schriftlichen Belege hierzu aufgetaucht. Das Buoch offensichtlich alleine seine Schreibweise beibehalten konnte, macht die Anekdote plausibel. Es entging so der Rechtschreibreform und wurde in Deutschland einzigartig in seiner Schreibweise.

Das bei Schwäbisch Hall liegende Bu(o)ch hatte vermutlich nicht den König angeschrieben und sich der Obrigkeit offenbar gefügt und entging so nicht der Rechtschreibreform, so ist nun nebenbei die gesuchte Burg bei Bu(o)ch gefunden. Also keine Burg beim heutigen Buoch belegbar. Diese gehört zu Buch bei Schwäbisch Hall. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Buch

Das Adelsgeschlecht der Buocher kann auch nicht mit der Namensgebung von Buoch in Verbindung gebracht werden. Das alle Buochs einst Besitztümer dieses Adelsgeschlechts waren, dazu fehlt es an Belegen.

Im englisch sprachigen Wiktionary steht Buoch für Buche: „From Middle High German buoche, …“

Ohne Darrol Bussler hätte ich diesen Hinweis nicht gefunden. Die deutschsprachigen Suchmaschinen scheinen Wiktionary zu schmähen, obgleich eine Suche auf Deutsch unter Wiktionary noch eindeutigere Funde ergibt.

Auszug aus der Ähnlichkeitssuche „Buoch“:
    • Laubbaum der Gattung Fagus [2] Holzart von [1] Herkunft: von mittelhochdt. buoche, althochdt. buohha aus indogerm. *bhā[u]g-s „Buche“. [Quellen fehlen] Synonyme:
      4 KB (194 Wörter) – 23:39, 5. Dez. 2018
      • Zählmaß für Blattgold [9] Teil einer Zeitung Herkunft: von mittelhochdeutsch buoch → gmh, althochdeutsch buoh → goh (Holzschreibtafel aus) Buche, germanisch
        15 KB (826 Wörter) – 20:40, 2. Feb. 2019

 

  • auf einem mit Buchen bewachsenem Vorsprung wohnt (von mittelhochdeutsch buoch „Buchenbestand“ und ecke, egge „Ecke, Winkel, Vorsprung“) Namensvarianten

Und erneut zitiere ich Wikipedia: „Das Wappen war ursprünglich ein Abzeichen auf einem Schild. Wappen sind in ihrer klassischen, mittelalterlichen Form in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, der Zeit der Kreuzzüge entstanden – also unter anderem im Zusammenhang mit dem Auftreten großer Ritterheere.“ 

So ist mein Fazit, wenn das Wappen von Buoch eine Buche trägt und der Wortstamm Buoche noch zu Buche abgeleitet werden kann, ist es aus meiner Sicht plausibler, dass der Name Buoch auch das bedeutet, was auf dem Wappen von Buoch dargestellt ist und nicht was möglicherweise aus einer ausgestorbenen Sprache abgeleitet werden kann. Wir wissen auch nicht ob Buoch immer Buoch hieß. Aber eine Namensübernahme aus dem Keltischen erscheint mir hier nicht belegbar. Im Schottisch Gälischen Keltisch ergab meine Suche nach der kleinen Waldweide einen Bildtreffer auf eine Harfe. Weitere Übersetzungen von Wald und Weide ins Schottisch Gälische ergaben keine auch nur entfernt plausibel klingenden Treffer.

Hätten wir hier einen Begriff, der aus dem Keltischen überlebt hätte, so müssten wir im schwäbisch-allemanischen Dialekt und dem Schottisch Gälischen Namensgleichheiten oder Ähnlichkeiten, also eine Verwandschaft finden, denn andere keltische Dialekte stehen offenbar nicht mehr zur Verfügung. Da ich eine solche Verwandschaft nicht erkennen kann, handelt es sich meiner Meinung nach bei der kleinen Waldweide um eine substanzlose These. 

Man erbringe mir wenigstens Hinweise, dass der Name Buoch einer ausgestorbenen Sprache entspricht. Ich konnte keine finden. Jedoch fand ich schriftliche und mündliche Belege, nämlich den noch existenten Dialekt der mit dem auf dem Wappen abgebildeten Baum, an der Blattform erkennend, unzweifelhaft eine Buche (Buoche) darstellend. 

Darrol Bussler ist es zu verdanken, dass wir dann gemeinsam in die Bedeutung des Ortsnamens Buoch Licht bringen konnten. Daher gilt ihm mein ganz besonderer Dank.

Klaus Reble

 

 

 

 

 

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